
Zwei- bis dreimal im Monat gehe ich in Darmstadt zu einer Netzwerkveranstaltung, um neue Kontakte zu knüpfen und bestehende zu festigen, das Ganze seit mehr als 10 Jahren. Dadurch wird man sichtbarer, man tauscht sich aus, findet Kooperationspartner, es entstehen neue Geschäftsmöglichkeiten u.v.m. Auf einem dieser Events habe ich Gloria Ameruoso kennengelernt…und daraus ist diese Gelegenheit entstanden:
Als ich eines Samstages früh nach Stockstadt am Rhein ins Coaching- und Ausbildungszentrum fuhr, hatte ich nur eine diffuse Ahnung von dem, was mich dort erwarten könnte. Als Pferdefan, selbst mehrfach eine Reitbeteiligung innehabend, hatte ich hin und wieder schon von Pferdecoaching gehört und gelesen. Diese sensiblen Tiere fungieren dabei als Spiegelbild des Menschen und tragen zur Persönlichkeitsentwicklung bei. Man muss keinerlei Bezug zu Pferden bzw. keine Erfahrung mit Pferden dafür haben. Nun durfte ich dies also am eigenen Leib erfahren – wie spannend! Ich hatte die einmalige Gelegenheit als Coachee an der Abschlussprüfung von vier „Prüflingen“ der Ausbildung zum Pferdegestützten Coach (Ausbilderin und Prüferin: Gloria Ameruoso) teilzunehmen.
Nach einer ausführlichen Vorstellungsrunde und Information, was uns an diesem Tag erwartet, wurden wir ins Einzelgespräch mit unseren Coaches entlassen. Dort stellten wir unser jeweiliges Thema vor. Ich entschied mich für die zwei folgenden, doch komplexen Themen: das ewige Nicht-Nein-Sagen-Können und die Tatsache, dass mein Mann letztens meinte: „Mel(anie) DU“ – „DU“ meint „dauernd unterwegs“. Dazu muss man wissen, dass ich aufgrund der zweistündigen Entfernung per ÖPNV oder Rad von Haustür zur Bürotür (und das mal zwei am Tag) an 3-4 Tagen mehr anderswo als zuhause bin, das Haus früh verlasse und erst spät wieder eintrudele. Manchmal bleibe ich sogar über Nacht, wenn eine Netzwerkveranstaltung, ein Seminar oder ein Neujahrsempfang geschäftlicher Art anstehen. Darüber hinaus engagiere ich mich als 2. Vorsitzende im lokalen Turnverein. Diese Nebenbei-Bemerkung meines Mannes gab mir zu denken. Ich wollte an meinem Zeitmanagement etwas ändern, aber wie? Denn, auch wenn ich selbständig und mit Leidenschaft am Arbeiten bin, bedeutet mir mein Privatleben doch sehr viel!
Nach einer kurzen Besprechung der Coaches mit ihrer Ausbilderin Gloria ging es hintereinander ans „Eingemachte“. Die Einzelcoachings wurden nacheinander abgearbeitet, mal im Außenbereich, direkt in Weide- bzw. Stallnähe, mal im überdachten Roundpen, mal ohne, mal mit „Werkzeug“. Die pferdegestützten Übungen wurden gefilmt und danach im Seminarraum analysiert. Die Prüflinge erklärten ihrem Coachee jeweils, warum das Pferd an welcher Stelle wie reagiert hat, was jeder gut gemacht, was hätte wie verbessert werden können. Wir durften allen Übungsrunden beiwohnen, leise beobachten und bei der Nachbesprechung auch unsere Beobachtungen wiedergeben und Fragen stellen. Somit konnte man die eigene Wahrnehmung der Tatsache, wie wir von außen gewirkt haben, gegenüberstellen.
Nach der Mittagspause kam ich nun an die Reihe. Mit etwas Aufregung und Angespanntheit ging ich in die „Manege“, wo aber außer mir und meiner Coachin noch niemand war. Ich erhielt „Bauklötze“ und sollte mir ein schönes Zuhause schaffen. Oh, wie gehe ich am besten vor? Was denken wohl die anderen, am Rande stehenden Mitstreiter von mir, dachte ich kurz… Dann aber konzentrierte ich mich auf die Sache. Ich sah etwas Sonne durch einen Spalt des überdachten Roundpens blitzen, also baute ich meine Umrandung und Ausrichtung in diese Richtung. Danach kam das mir zugedachte Pferd PHIL hinzu und ich zeigte ihm mein „zuhause“. Ich sollte es mir dort mit ihm gemütlich machen. Kurz darauf kam Gloria, spielte meine aufgebrachte Sekretärin und versuchte mich mit Fragen wie: „Dein Mann hat gerade angerufen, was gibt es denn heute zu Abend zu essen“? Oder „Du wolltest doch wegen eines Termins die Frisörin anrufen“ aus der Ruhe zu bringen bzw. ein „Nein“ aus mir herauszukitzeln. Ich bewahrte die Ruhe, war klar und hatte auf jede einzelne noch so nervige Anfrage eine gute, meist menschliche und freundliche Antwort, so das Feedback der Anderen. Mit viel Kreativität baute ich den kuschlig-engen Raum, der meine Sehnsucht nach Zweisamkeit widerspiegelte. Ich nutze PHIL als „Abgrenzung“ zur Sekretärin. Mir wurde mitgeteilt, er habe es auch genossen. Ich kenne meinen Weg, traue mich aber noch nicht so richtig…
Mein Fazit: Mir hat es sehr viel Spaß gemacht, es war gleichzeitig auch sehr anstrengend und spannend zugleich. Und Ihr glaubt es kaum: danach habe ich „Nein“ sagen können. Nach Beendigung des Tages ging ich ans Auto und erzählte zwei Mitstreiterinnen, dass ich jetzt noch nach Frankfurt zum Wichteln wolle, aber mich eigentlich nach dem Erlebten gar nicht danach fühle. Früher wäre ich, den Anderen zuliebe, trotzdem gefahren. An dem Abend aber habe ich direkt abgesagt und bin stattdessen – stolz auf mich – nach Hause gefahren. Der Mensch ist lernfähig! Die erlebte Situation konnte ich im Alltag bereits umsetzen. Ich nahm mir auch an diesem Abend vor, mir mehr Zeit für das außerberuflich Schöne (Kreativität und Zweisamkeit) zu nehmen und ab sofort so oft es geht Mel(anie) DU (dauernd unterwegs!) durch Mel(anie) DA (da!) zu ersetzen. Tags drauf bastelte ich noch schnell einen Adventskalender für meinen Mann mit vielen gemeinsamen Aktivitäten, wie: wieder einmal bei Schnee Schlitten fahren, zusammen ins Kino gehen, das neue Wiesbadener Museum besuchen, u.v.m.
Für mehr Informationen kontaktiert Gloria Ameruoso – Personalentwicklung erlebbar machen
www.gloria-ameruoso.de